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Vorwort zum Künstlerbuch und Konzeptkunst
Von Ingrid Wiche
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Auf der folgende Seite wird Ihnen aufgezeigt, was unter dem Begriff Künstlerbuch zu verstehen ist. Die Buchkünstlerin und Malerin Friederun Friederichs wird es Ihnen erklären.
Aber zuerst ein paar meiner Überlegungen zu dem Thema „Künstlerbuch und Konzeptkunst“: Ich neige dazu Künstlerbücher, müsste ich diese Form des künstlerischen Ausdrucks zuordnen, in der Nähe der Konzeptkunst anzusiedeln. Den Text zur Konzeptkunst finden Sie unter der Rubrik: „Wohin mit der Kunst“
Begründung: Künstlerbücher sind meistens ohne große Probleme zu transportieren, sie sind leicht in fast jedem Raum auszulegen oder zu stellen, was alles nicht so (!) leicht und einfach mit Skulpturen und Leinwänden mit Malereien zu bewerkstelligen ist.
Künstlerbücher kann man fast überall mit hinnehmen. Und, ein Künstlerbuch könnte sogar die Vorlage für eine künstlerische Arbeit im Bereich der Konzeptkunst problemlos enthalten. Hier könnte eine Verknüpfung stattfinden! Man erwirbt ein Künstlerbuch, das „Konzeptkunst“ enthält. Es enthält also die Idee und /oder Anweisungen für ein Kunstwerk, was noch zu realisieren ist.
Und vor allen Dingen: Der Begriff Künstlerbuch ist zwar auch der Hinweis und eine Definition für ein spezielles Kunstwerk, aber schon dem Begriff Künstlerbuch gebührt Aufmerksamkeit. Insofern kann es auch in die Nähe der Konzeptkunst gelegt werden. Der Begriff allein ragt in der Kunstszene heraus.
Die Begriffe Künstler und Buch weisen zuerst einmal in eine ganz andere als die vermutete Richtung, sofern man sich damit noch nicht befasst hat. Sie weisen in die Richtung Künstler und Literatur. Sie verfremden also zuerst einmal und entschleunigen so den Prozess der leichten Weitergabe des Produktes, da man dazu indirekt gezwungen wird, umzudenken und sich mit dem Begriff Künstlerbuch und dem künstlerischen Produkt zu befassen.
Man gibt es also nicht so leicht wie ein einfaches Handelsgut weiter, da es geistig nicht einfach ist, damit umzugehen. Aber natürlich, all dies heißt noch lange nicht, dass es nicht auch wie eine Aktie gehandelt werden kann, in dem Moment, in dem allein schon der Name der Künstlerin oder des Künstlers das Produkt im Wert steigen lässt. Aber auch in der Konzeptkunst ist dies letztendlich
möglich, in dem Moment zum Beispiel, in dem hinter der Idee zu einem Kunstwerk ein berühmter Mensch steht, dessen Copyright für die Idee für ein Kunstwerk erworben werden kann.
Wie gesagt, ich rücke den Begriff „Künstlerbuch“ in die Nähe der Konzeptkunst, aber nicht direkt daneben oder gar darunter. Aber eines weiß ich gewiss, sie bringen unendliches Vergnügen und haptische Freuden.
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Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit vielfältigen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, die das Gestalten von Künstlerbüchern und Künstlerbuchobjekten erlauben. Das Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien und Techniken, darunter das Papierschöpfen und Paper painting, führt zum Experimentieren und Umsetzen einer Fülle von Gestaltungsideen, die auch ungewohnte Materialien im Buchbereich einschließen.
Künstlerbücher wie auch Künstlerbuchobjekte visualisieren Wahrnehmungs-zusammenhänge: Die von Künstlerhand gestalteten Buchobjekte erzählen keine fortlaufende Geschichte im herkömmlichen Sinne eines Buches. Gelegentlich enthalten sie keinen oder nur sehr wenig Text. Vielmehr knüpfen sie an das Wissen des einzelnen Betrachters an, lenken ihn hin zu dem behandelten Thema, das er auf neue überraschende Weise nun sehen lernt und binden ihn ein in die Entwicklung der Geschichte, die immer einer Entdeckungsreise gleicht. Ein typisches Buchobjekt wirkt auf den ersten Blick immer überraschend und befremdend, da es nicht den allgemeinen Sehgewohnheiten entspricht. Sofort ruft es Neugierde hervor, was das denn sei, was sich da verbirgt, in ungewohnter Form dem Betrachter darbietet. Tatsächlich wird häufig die Form eines gebundenen Buchs, die Codex-Form, vom Buchkünstler völlig außer Acht gelassen, vielmehr unterwirft er die Buchgestaltung dem Inhalt der erzählten Geschichte.
Von der äußeren Erscheinungsform des Buchobjektes wie Farbgebung, Material sowie Technik gelangt der Betrachter zum Inhalt wie Aussage des Werks, d.h. die gesamte Ausführung wirkt auf die Sinne des Betrachters, der aktiv zum Leser wird, sobald er das Buchobjekt in die Hand nimmt, es beschaut, betastet,erfühlt, blättert und dann öffnet, um tatsächlich zum Leser zu werden.
Das regt ihn zu Assoziationen, Erinnerungen und Gedanken an, das künstlerisch gestaltete Objekt lässt dem Betrachter dabei durchaus einen Freiraum der Interpretation. Die Geschichte entwickelt sich unter seinen Händen, wird mit seinen Betrachtungen und Gefühlen angereichert, vermischt, erfährt einen Bezug zu ihm selbst. Dieses emotionale Erlebnis beschäftigt ihn, lässt ihn nicht mehr los und bringt ihn zu weiterführenden Betrachtungen.
Künstlerbücher wie auch Künstlerbuchobjekte sind autonome Kunstwerke, die zwischen Buch, Bildkunst und Skulptur eine Mittlerrolle einnehmen. Sie unterliegen keinen gegebenen Gesetzmäßigkeiten und widersetzen sich einer starren Definition.
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Der Buchkunst sind heute keine Grenzen mehr gesetzt. Sei es in der Auswahl des Themas oder der Gestaltungsmittel. Von Handschrift über handgesetzt bis zur Computerschrift, von Zeichnung, Aquarell, Acryl, Mischtechnik, Collage, Frottage, nichts bleibt unversucht. Unterschiedliche Drucktechniken, ob Handabzug oder auf der Presse gedruckt, wie Radierung, Holz- und Linoleumschnitt, oder experimentelle Drucktechniken wie Materialdruck, alle dienen der Ausdruckskraft des autonomen Kunstwerks. Ebenso werden Fotografie und Fotokopie wie weitere technischen Varianten eingesetzt. Ob mit buchfremden Materialien wie Metall, Draht, Karton, Wellpappe, diversen Papiersorten, Kunststoffen, Holz, Rinde oder anderem organischen Material, Plexiglas, Fundglas, Federn, Steine, Muscheln, Stoff, Leder oder mit welchen Fundmaterialien auch immer gestaltet wird, hängt ganz allein vom Thema, das der Buchkünstler gewählt hat, ab.
Ebenso unterliegen Form, Dimension und Farbigkeit wie auch Buchschnitt und
Bindung dem Gestaltungswillen. Einband, Hülle, Schuber oder Kassette finden immer wieder überraschende Lösungen.
Text und Bild: POSITIV-MEDIEN (Friederun Friederichs * ( (T)REIBART)
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Friederun Friederichs
(Dr. Friederun Hardt-Friederichs)
Studium: Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte.
Stipendiatin der Deutschen Studienstiftung, Promotion.
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Tätigkeitsbereiche: Schulbuchverlag, Universität und Denkmalpflege, Wissenschaftliche Veröffentlichungen.
Künstlerische Ausbildung und Techniken:
Funkkolleg-Zertifikate „Kunst„ und „Moderne Kunst“
Malerei (Acryl, Aquarell, Gouache, Mischtechnik, Collage Zeichnen und Collage), Buch- und Miniaturmalerei, Schriftgestaltung, Bleihandsatz & Handpressendruck, Drucktechniken, Buchbindetechniken und Objektgestaltung, Papierschöpfen und Papiermalerei.
Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland * Arbeiten in Öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland wie im Ausland * Mittegründerin „Forum Künstlerinnen e.V.“ * 5 Jahre VHS-Dozentin für Experimentelle Malerei in Herrenberg * Künstlerbuchpräsentation auf der Frankfurter Buchmesse sowie auf der Mainzer Minipressen Messe seit 2005.
Projekte im Internet: www.ReadingWoman.org * www.friederun.de *
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Test und Foto: POSITIV-MEDIEN ( Dr. Friederun Hardt-Friederichs * (T)REIBART * W.Herzog)
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