„Die GEMA ist als Institution natürlich wichtig, da sie die Interessen der Künstler vertritt“ so die Geschäftsführerin des Friedrichsbau Varieté „Im Umkehrschluss kann es jedoch nicht angehen, dass sie die Häuser, welche die Brotgeber eben dieser Künstler sind, in den Ruin treibt, das heißt in der Konsequenz, dass sich die GEMA ihres eigenen Kunden erledigt. Da wir jetzt schon hart am Limit kalkulieren, könnten wir uns unter den neuen Umständen nicht mehr am Markt behaupten.“
Eine solche Gangart sei somit langfristig gesehen nicht machbar. Es würde das Aus für ein Varietétheater bedeuten, das auf eine über hundertjährige Tradition zurückblickt, wo sich schon damals internationale Stars wie Josephine Baker oder Clown Grock die Klinke in die Hand gaben und das auch heute nicht aus Stuttgarts Kulturlandschaft wegzudenken sei. Das Friedrichsbau Varieté ist in der internationalen Showbranche eines der angesehensten Varietés überhaupt!
Es ist nicht nachvollziehbar, dass ein Varieté-Theater von der GEMA tariflich wie ein Club oder eine Diskothek eingestuft wird. Schon allein, weil der Eintrittspreis einer Varietévorstellung etwa zu 80% aus Produktionskosten wie Künstlergagen besteht — Kosten, die eine Musikbar oder dergleichen nicht in diesem hohen Umfang entrichten muss. Zudem hat die Musik in einer Varietéaufführung einen ganz anderen Stellenwert als in einer Diskothek.
Grundsätzlich müsste für die Varieté-Theater ein eigener, auf dieses Genre angepasster Tarif entwickelt werden, der den derzeitigen GEMA-Status nicht überschreitet. Denn die Schmerzgrenze sei schon jetzt erreicht. Das Varieté ist ein Theaterbetrieb und als solcher müsste es auch eingestuft werden. Das Friedrichsbau-Varieté arbeitet in ihren Produktionen wie in einem Theater mit Script, Regiearbeit, Probenwochen, Bühnenbildern usw. Auch sei Varieté ein großes Experimentierfeld in der Avantgarde und Theaterszene.
Auf die daraus entstehenden Performances greift die Hochkultur mehr und mehr zurück, so Gabriele Frenzel weiter. Unter dem Vorwand. alles einfacher und gerechter zu gestalten, hat die GEMA wohl das Gegenteil erreicht. Die wirtschaftliche Belastbarkeit für die Kulturbetriebe muss, neben einer Differenzierung innerhalb der Tarifstruktur, in der neuen Reform dringend berücksichtigt werden.
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