Der Besucher schmunzelt über Werbebotschaften, die noch nicht per E-Mail flächendeckend in alle Haushalte gesandt wurden, sondern liebevoll auf Email gemalt wurden. Reklameschilder und Originalplakate schaffen ein zeitgenössische Ambiente und versprühen in mancher Ecke des Museums auch diskret ihren erotischen Charme. Etwa wenn sich Brigitte Bardot auf einem Filmplakat wie ein Gänseblümchen entblättert. Flotte Autos und attraktive Blondinen gehörten eben schon immer irgendwie zusammen. Und dabei gilt: Auch Anfassen ist erlaubt. „Absperrungen sind uns fremd“, erklärt Museumsinhaber Rainer Klink.
Florierende Eventgastronomie: Über 70 Fahrzeuge und mehr als 1500 Spielsachen aus allen Bereichen präsentiert das Museum mittlerweile auf drei Ebenen. Die Exponate stimulieren den Spieltrieb. Sie wecken aber auch die Neugier: Wer hat im blütenweißen Lloyd-Weltrekordwagen deutsche Motorsportgeschichte geschrieben? Auf welchen Rennstrecken feierten die Piloten im „Formel Super V“ ihre Erfolge? Und welcher Designer hat sich die wohlgeformte Aluminiumkarosserie ausgedacht, die den Jaguar SS 100 aus dem Jahr 1938 zum Blickfang macht?
Der Wissensdurst kann gestillt werden. Denn Infotafeln erinnern an die Helden des Rennsports und füttern Technikfreaks mit Details über die Konstruktionsgeschichte von Vergasern und Getrieben. Und wer noch mehr wissen will, nutzt die Museumsbibliothek, die zum schmökern in vergilbten Fachbüchern einlädt.
Wegen seiner besonderen Atmosphäre ist das Museum auch eine begehrte Location für Hochzeiten oder Firmenfeten. „Wir haben in den vergangenen Jahren eine florierende Eventgastronomie entwickelt“, freut sich Rainer Klink. Dieses Zusatzangebot wird von Klinks Ehefrau Ute (1. Foto oben rechts) gemanagt. Mit schwäbischer Küche – Spätzle und Maultaschen sind die Klassiker auf der Speisekarte.
Immer neue Publikumsknüller: Rainer Klink (1. Foto oben links) ist nicht nur ein leidenschaftlicher Sammler, der seit einigen Jahren auch nach historischen Fahrrädern Ausschau hält. Der Busunternehmer, der Jahre an der Spitze der gbk gestanden hat, ist ebenso ein kreativer Museumsmanager, der immer neue Publikumsknüller erfindet: Sonderschauen für leidenschaftliche Eisenbahner, Gesprächsrunden mit erzählfreudigen Nostalgikern oder heiße Dampftage, an denen es ordentlich zischt und qualmt. Und vor dem Besuch einer Retro-Schick-Party wühlen sich die Gäste erst mal durch Großmutters Schrank, damit sie sich auch mit den passenden Klamotten aus den fünfziger Jahren in elegante Schale schmeißen können.
Die Retro-Motor ist seit vielen Jahren ein Klassiker, der jeden Herbst die Oldtimerfans aus ganz Europa in die Unistadt am Necker lockt. In manchen Jahren kamen mehr als 300 Oldtimerfahrer mit ihren edlen Karossen, Rennautos und Motorrädern zur nächtlichen Rallye über die Schwäbische Alb und den Gleichmäßigkeitsläufen rund um den Einsiedel. Und bei solchen Events erinnern historische Fahrzeuge und Promis aus der Szene an die Mythen des Motorsports. So ließ beispielsweise 2003 Gerhard Mitter Junior, der Sohn des erfolgreichen deutschen Rennfahrers Gerhard Mitter (drei Mal Berg-Europameister) einen der seltenen, von seinem Vater konstruierten Formel Junior Rennwagen mit DKW 2-Takt-Motoren die Schönbuchsteige hochjubeln.
Seit 1993 bietet das Boxenstop auch Reisen zu Oldtimerveranstaltungen an. Damals ging es mit 20 Gästen im Bus zur Retromobile nach Paris. Zu dieser einen Reise sind mittlerweile über 20 weitere pro Jahr dazu gekommen. Im komfortablen Vier-Sterne-Bus, der Heidi – einem Oldtimerbus von 1962 – oder im eigenen Oldtimer.
Reisen für Oldtimerfans: Das Museum legt auch jedes Jahr einen ansprechenden Reisekatalog auf. Mit Oldtimerfahrten zum Festival of Speed im britischen Goodwood, zum Grand Prix Historique in Monaco oder zur Mille Miglia, dem 1000 Kilometer langen Rennen von Brescia nach Rom und zurück nach Oberitalien. Es gibt Events in der unmittelbaren Nähe des Museums, wie die Rallye für Vorkriegsfahrzeuge und MG TC durch den Schwarzwald. Aber auch eine Einkaufsreise nach Übersee, etwa zum weltgrößten Auto- und Teilemarkt im amerikanischen Hershey. Oder nach dem Motto „Im Osten viel Neues“ eine Oldtimertour durch Polen und das Baltikum. Als Reiseveranstalter arbeitet Rainer Klink auch mit der „Motor Klassik“, Deutschland führendem Oldtimermagazin, zusammen.
Rainer Klink ist ständig in ganz Europa unterwegs. Und dabei entdeckt er mit seinem Kennerblick selbst in verwaisten Garagen und abgelegenen Scheunen immer wieder neue Schmuckstücke aus der Geschichte des motorisierten Rennsports. Kein Wunder, dass sein Tübinger Museum längst schon wieder viel zu klein ist. An den Plänen für die nächste Erweiterung wird bereits gearbeitet.
Information bei: www.boxenstop-tuebingen.de
Text und Foto: POSITIOV-MEDIEN (Waldemar Herzog * Stefan Zibulla * Boxenstop)
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